Nichts ist schöner, als über unseren Arbeitsmarkt zu diskutieren.
Egal in welche Richtung, es artet grundsätzlich in Unstimmigkeiten aus.
Aus der Sicht der Firmen:
„Ich suche einen Mitarbeiter der nicht älter als 25 ist. Ein abgeschlossenes Studium hat und 30 Jahre Berufserfahrung wären Ideal. Seine Gehaltsvorstellungen liegen bei 400,- € und er Arbeitet 80 Stunden die Woche.
Frei hat er grundsätzlich nicht und Feiertage darf er auch arbeiten (Natürlich ohne was dafür zu wollen.) Er ist Loyal und tut immer was ich sage. Auch wenn es heißt, dass mein Auto wieder gewaschen werden müsste.“
Ziemlich abgehoben oder? Doch wie sieht die andere Seite aus? Auch nicht viel Besser.
Aus der Sicht des Angestellten:
„Ein Job bei dem ich nur 20 Stunden die Woche arbeite und dabei 3500,- € verdiene. Netto natürlich. Denn Netto ist ja bekanntlich „nett“.
Mein Arbeitgeber sollte mit Urlaub nicht knausern. Ich denke 50 Tage im Jahr währen OK. Zzgl. Feiertage und Urlaubsgeld natürlich. Mir ist egal was für einen Job ich mache, Hauptsache es gibt Geld. Was soll ich mit einer Ausbildung in dem Beruf? Ich lerne eh besser in der Praxis. Bin eh zu Faul noch etwas in meinem Kopf aufzunehmen.“
Sind wir doch mal ehrlich. Beide Varianten sind nicht nur abgehoben sondern auch gar nicht Umsetzbar.
Natürlich, liebe Unternehmen, möchte man die Kosten für Mitarbeiter gering halten. Jedoch zu welchem Preis? Zeitarbeitsfirmen und Teilzeitarbeit beherrschen zur Zeit (Nach meinen Beobachtungen jedenfalls) den Handel.
Ich gehe in meinen Laden (der mit den Treueherzen) und sehe da fast ausschließlich nur noch Teilzeitkräfte, Aushilfen oder welche von Teilzeitfirmen. Da Frage ich mich als Kunde: „Bin ich es eigentlich noch Wert, von einer Vollzeit-Fachkraft bedient zu werden?“
Die Unternehmen schreien es gäbe zu wenig Fachkräfte. Ich schreie „HIER BIN ICH! NEHMT MICH!“ Das Problem liegt eher darin, dass die Firmen nicht bereit sind, entsprechende Gehälter zu zahlen. Fachkräfte sind zu Hauf vorhanden. Sie sind da. An jeder Ecke.
Beispielsweise ein Großhandelskonzern: Er bildete den Schwung 2008-2011 alleine in Berlin ca. 40 Azubis aus. Davon sind, soweit mir bekannt ist, nur noch zwei im Unternehmen.
Die anderen sind arbeitslos oder halten sich mit unter-bezahlten Jobs über Wasser.
Die Kunden merken ob es sich um eine Fachkraft handelt oder um eine Aushilfskraft. Darüber sollten sich die Konzerne unseres Landes einmal nachdenken.
Aber auch ihr, liebe Arbeitnehmer, sollt euer Fett weg bekommen. Ihr bewerbt euch bei Unternehmen mit Gehaltsvorstellungen die sind Wahnsinn und rechtfertigen teilweise eure Arbeit gar nicht. Ob ich das Beweisen kann? Schaut doch mal Nachrichten statt Sendungen wie „Bauer sucht Frau“ oder „Berlin Tag und Nacht“. Man kann so viele Streiks mitverfolgen das einem schon schlecht dabei wird, was die Gewerkschaften da versuchen durchzudrücken. Und Gleichzeitig versucht man die Arbeitsbedingungen so zu verschönern, dass man sich fragt: „Arbeiten die noch?“.
Was lernen wir aus den Beispielen? Nein halt. Was sollten wir lernen?
Unternehmer: Wenn ihr gute und motivierte Fachkräfte wollt, dann seid auch bereit, ein paar Euro mehr als 400,- € springen zu lassen und kümmert euch darum, dass die Arbeitsbedingungen gut sind. Ihr werdet merken: Eure bisherigen Fachkräfte werden euch nicht so schnell verlassen und wenn sie zufrieden sind, spricht sich das herum und andere Fachkräfte bewerben sich. Und auch (Sofern ihr Dienstleister seid) eure Kunden werden dies wohlwollend zur Kenntnis nehmen.
Arbeitnehmer: Kommt von eurer Traumwolke runter. Es gibt keine hochbezahlten Jobs bei denen ihr möglichst wenig tun müsst. Strengt euch an. Und damit meine ich nicht erst die Arbeit selbst. Es geht schon bei der Bewerbung los. Schreibt ordentlich, fehlerfrei und vermeidet optische Supergaus wie Eselsohren oder verschmierte Tinte. Bewerbt euch auf Stellen, die ihr auch bewältigen könnt.
Euch nützt kein Job mit 40000,- € Jahresgehalt was, wenn ihr die Arbeit die dafür erwartet wird nicht leisten könnt. Auch ist es nicht von Vorteil sich auf eine Stelle zu bewerben nur weil sie gute Gehälter oder fantastische Arbeitsbedingungen hat, ihr aber nicht den Hauch einer Ahnung von der Materie habt oder nicht gewillt seid, diesen Job auch zu erlernen. Im Crash-Kurs.
Beide Seiten müssen ihre Erwartungen dringend runterschrauben oder ein wenig Arbeit und Geld investieren um sich interessanter zu machen.
Viele von euch wissen wie hart der Arbeitsmarkt ist und wie schwer es ist heute einen Job länger zu halten oder einen zu bekommen.
Ich wünsche mir eigentlich nur, dass beide Seiten den Realismus sehen und sich versuchen miteinander zu arrangieren.
Noch zwei wichtige Tipps.
1. Liebe Unternehmen,
Einen Bewerber mehrere Monate auf eine Antwort warten zu lassen schadet euch mehr als ihr euch vorstellen könnt. Ein Freund von mir hat sich wo beworben und wartet bald ein halbes Jahr auf Antwort. Bei Nachfrage heißt es lediglich, dass die Bewerbung in Arbeit sei.
2. Lieber Arbeitnehmer,
Qualität ist wichtig bei einer Bewerbung genauso Geduld. Erwartet nicht schon nach zwei Wochen eine Antwort zu erhalten und schon gar nicht, wenn ihr nicht alle notwendigen Unterlagen mitgesendet habt wie es eigentlich üblich ist.
In diesem Sinne:
Lesen, lernen und umsetzen
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1 Kommentar zu „Fachkräfte im Billigsegment? Nein danke!“
Ja, ich finde, du hast diese Problematik gut beleuchtet. Alle wollen viel haben und wenig geben. Wäre ich Pessimist, würde ich sagen: Aber das ist menschlich. Alles kriegen und nichts dafür geben.
Manchmal hat man als Arbeitnehmer Glück und findet einen Betrieb für den man sich einsetzen möchte, für den man gerne am Wochenende und an Feiertagen arbeitet oder bis spät in die Nacht. Und mit noch mehr Glück würdigt das dieser Arbeitgeber und entlohnt es entsprechend, mit Gehalt und Wertschätzung, denn die spielt in einem Arbeitsverhältnis eine imense Rolle.
Und sei es nur ein schlichtes “Gut gemacht.”
Auch das kann man wieder auf den Menschen an sich ummünzen.
Eigentlich alles, was du hier auch ansprichst. Behandle andere so, wie du behandelt werden willst, aber nicht, weil du dir etwas davon erwartest, sondern einfach, weil du es willst.
Lebe so, dass du mit reinem Gewissen mit dir leben kannst.
Irgendwie bin ich vom Thema abgekommen … und doch dabei geblieben. Es geht darum aufeinander zuzugehen.
Ich mag deine Kommentare :) Danke dafür.